Veröffentlicht: 22/05/2025

Immobilien vermieten: Unterschiede zwischen Wohn- und Gewerbeobjekten

Ob Ladenlokal oder Mietwohnung – Vermieten bedeutet immer Verantwortung. Doch zwischen der Vermietung einer Gewerbeimmobilie und einer privaten Wohnung liegen in der Praxis oft Welten. Die Unterschiede betreffen nicht nur Vertragsinhalte und rechtliche Rahmenbedingungen, sondern auch steuerliche Aspekte, Risiken und Gestaltungsmöglichkeiten. In diesem Artikel beleuchten wir die zentralen Unterschiede, die Vor- und Nachteile beider Modelle und geben Orientierung für Eigentümerinnen und Eigentümer.

1. Rechtliche Grundlagen: Gewerbemietrecht vs. Wohnraummietrecht

Wohnimmobilien unterliegen dem sozialen Mietrecht – mit starkem Mieterschutz. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) schreibt hier strenge Regelungen vor, zum Beispiel bei:

  • Kündigungsfristen (z. B. § 573c BGB)

  • Mietpreisbegrenzungen (z. B. Mietpreisbremse)

  • Betriebskostenumlage nach Betriebskostenverordnung

  • Zustimmungsvorbehalte bei Modernisierungen

Gewerbeimmobilien hingegen fallen unter das allgemeine Mietrecht. Hier gilt: Vertragsfreiheit. Vermietende und Mietende können viel freier vereinbaren – sowohl in Bezug auf Kündigungsfristen als auch auf Miethöhe, Nebenkosten oder die Nutzung. Allerdings birgt diese Freiheit auch mehr Risiken, wenn der Vertrag nicht professionell aufgesetzt wird.

2. Vertragsgestaltung: Flexibilität vs. Reglementierung

Privatvermietung:

  • Standardisierte Mietverträge

  • Kaum Spielraum bei der Vertragslaufzeit

  • Index- oder Staffelmiete nur unter bestimmten Bedingungen möglich

  • Strenge Regeln zur Schönheitsreparatur, Tierhaltung, Untervermietung etc.

Gewerbevermietung:

  • Freie Vertragslaufzeit (oft 5–10 Jahre)

  • Möglichkeit von Staffelmieten, Umsatzmieten, individuellen Nebenkostenregelungen

  • Sonderklauseln zu Instandhaltung, Wettbewerbsverboten oder Umbauten möglich

  • Geringerer Kündigungsschutz für Mieter:innen

Fazit: Gewerbliche Mietverträge müssen deutlich präziser und individueller formuliert sein – idealerweise mit juristischer Beratung.

3. Wirtschaftliche Aspekte: Mietrendite und Kostenverteilung

Gewerbevermietung:

  • Häufig höhere Mieteinnahmen pro Quadratmeter

  • Betriebskosten oft vollständig auf den Mieter umlegbar (z. B. Instandhaltung, Grundsteuer)

  • Größere Schwankungen bei der Vermietbarkeit

  • Höheres Insolvenzrisiko bei Mietern

Privatvermietung:

  • Stabilere Nachfrage

  • Geringeres Leerstandsrisiko (v. a. in Städten)

  • Betriebskosten nur begrenzt umlegbar

  • Niedrigere Renditen, aber geringere Schwankungen

Gewerbeimmobilien bieten grundsätzlich ein höheres Renditepotenzial – aber auch mehr unternehmerisches Risiko.

4. Steuerliche Unterschiede

Privatimmobilien:

  • Einnahmen gelten als Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung

  • Abschreibungen nach AfA-Regelung (z. B. 2 % jährlich)

  • Steuerfreie Veräußerung nach 10 Jahren möglich

Gewerbeimmobilien:

  • Ebenfalls Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung

  • Höhere Abschreibungsmöglichkeiten (z. B. bei Betriebsvermögen)

  • Bei gewerblicher Vermietung ggf. Umsatzsteuerpflicht

  • Verkauf i. d. R. gewerbesteuerfrei, aber Einkommenssteuerpflichtig

Bei der gewerblichen Vermietung sollte im Vorfeld steuerlich geprüft werden, ob eine umsatzsteuerpflichtige Vermietung sinnvoll ist.

5. Typische Risiken

Privatvermietung:

  • Mietnomaden, hohe rechtliche Hürden bei Kündigung

  • Mietausfälle durch soziale Probleme

  • Konflikte im Mehrfamilienhaus

Gewerbevermietung:

  • Abhängigkeit von wirtschaftlichem Erfolg des Mieters

  • Schwierige Nachvermietung bei Spezialimmobilien (z. B. Arztpraxis, Gastronomie)

  • Potenziell lange Leerstände

6. Für wen eignet sich was?

Gewerbevermietung eignet sich besonders für:

  • Investoren mit höherem Risikobewusstsein

  • Eigentümer mit Erfahrung oder professioneller Unterstützung

  • Immobilien mit guter Lage, die branchenspezifisch vermarktbar sind

Privatvermietung ist ideal für:

  • Langfristig orientierte Eigentümer

  • Weniger risikoaffine Anleger

  • Personen, die selbst verwalten möchten

Fazit: Zwei Welten, zwei Strategien

Die Vermietung von Gewerbeimmobilien und privaten Wohnungen folgt unterschiedlichen Spielregeln. Beide Modelle können wirtschaftlich attraktiv sein – vorausgesetzt, sie passen zur eigenen Strategie, Risikobereitschaft und zum Objekt.

Während Wohnimmobilien oft Stabilität und Planbarkeit versprechen, bietet Gewerbe mehr Renditechancen – aber auch mehr Verantwortung und Unsicherheiten. Wer sich für die gewerbliche Vermietung entscheidet, sollte professionell aufgestellt sein: mit klaren Verträgen, Marktkenntnis und einer starken Hausverwaltung im Hintergrund.


Möchten Sie mehr über die Verwaltung gewerblicher Immobilien erfahren?
Dann werfen Sie einen Blick in unsere spezialisierten Leistungen bei PROREALES (über uns) – oder lassen Sie sich direkt persönlich beraten.

Jan-Niklas Carl, Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH, vor hellem Bürohintergrund

Autor: Jan-Niklas Carl

Jan-Niklas Carl ist Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH in Hamburg – spezialisiert auf die Verwaltung und wirtschaftliche Optimierung von Gewerbeimmobilien. Als geprüfter Immobilienfachwirt (IHK) und ausgebildeter Immobilienkaufmann vereint er operative Erfahrung mit strategischem Blick. Seine Expertise liegt in der strukturierten Steuerung komplexer Immobilienbestände – mit digitalen Prozessen, rechtlicher Klarheit und wirtschaftlicher Präzision. Wer Gewerbeimmobilien effizient, transparent und zukunftsorientiert verwalten will, findet in ihm einen Partner mit Weitblick und Haltung.

Beitrag teilen

Passend zu diesem Artikel