Veröffentlicht: 09/09/2025

CAPEX vs. OPEX in Gewerbeimmobilien: Unterschiede, Beispiele, Strategie

Beide Kostenarten greifen ineinander. Wer sie sauber trennt und intelligent verzahnt, senkt Risiken, steigert Vermietbarkeit und plant Investitionen gezielt.

Der Kernunterschied

  • CAPEX: einmalige Investitionen mit Mehrjahreswirkung (Substanz, Lebensdauer, ESG-Fit).

  • OPEX: laufende Betriebskosten (Funktion, Service, Energie).
    Richtig gemanagt, senkt CAPEX oft OPEX – z. B. effizientere HLK oder bessere Regelungstechnik.

Praxisbeispiele

  • HLK-Wartung (Filter, Einstellungen) = OPEX; kompletter HLK-Tausch = CAPEX

  • Beleuchtung tauschen auf LED in großem Stil = CAPEX; Leuchtmittel und Reinigung = OPEX

  • Aufzug warten = OPEX; Antrieb/Steuerung modernisieren = CAPEX

  • Fassade reinigen = OPEX; Fassadendämmung erneuern = CAPEX

  • GA-Feinjustage = OPEX; Aufbau eines neuen GA-Systems inkl. Sensorik = CAPEX

Strategische Verzahnung

KPIs, die Entscheidungen erleichtern

  • OPEX/m² (Trend, Benchmarks, Grundlast)

  • Energieintensität (kWh/m²), Lastprofile, Peak Shaving

  • Capex-Quote und Capex-Backlog (€/m², Fälligkeiten)

  • Maßnahmen-IRR, Payback, YoC

  • SLA-Erfüllung und Störungszeiten

Entscheidungsbaum (vereinfachtes Vorgehen)

  1. Problem/Chance identifizieren (Kosten, Störung, Vermietung).

  2. Daten prüfen (Verbrauch, Zustand, Verträge).

  3. Optionen skizzieren (OPEX-Optimierung, CAPEX-Tausch, Hybrid).

  4. Business Case rechnen (OPEX-Effekt, Lebensdauer, Vermietung).

  5. Vertragliche Umsetzung klären (TI, Umlage, Zutritt).

  6. Umsetzung, Abnahme, Übergang in Betrieb – mit klaren KPIs.

Typische Missverständnisse

  • „CAPEX ist immer besser“ – nicht ohne Daten. Manchmal bringt OPEX-Feintuning schneller Wirkung.

  • „OPEX kann man endlos drücken“ – unter eine gewisse Servicequalität sinkt Vermietbarkeit.

  • „LED spart immer 60 %“ – nur mit richtiger Steuerung, Laufzeit und Raumprogramm.

  • „Umlage regelt das schon“ – nur, wenn Verträge, Belege und Leistungstiefe stimmen.

FAQ

Woran erkenne ich, ob eine Maßnahme CAPEX oder OPEX ist?

Verändert sie Substanz/Lebensdauer wesentlich, ist es meist CAPEX. Hält sie die Funktion aufrecht, ist es OPEX. Im Zweifel helfen Lebensdauer, Wertsteigerung und Bilanzierungskriterien.

Wie finde ich die richtige Reihenfolge von Maßnahmen?

Sicherheit/Compliance zuerst, dann Effizienz mit kurzem Payback, danach wertsteigernde Projekte. Gleichzeitig Mietvertragslogik und Vermietungseffekte mitplanen.

Wann lohnt sich CAPEX statt OPEX-Optimierung?

Wenn der OPEX-Hebel dauerhaft begrenzt ist oder die Komponente am Lebensende steht. Ein HLK-Tausch kombiniert mit GA senkt Energie- und Störkosten signifikant.

Welche Rolle spielen Verträge?

Sie regeln Umlagefähigkeit, Datenzugang und TI. Ohne diese Hebel werden selbst gute Projekte teuer oder langsam. Siehe Gewerbemietvertrag-Checkliste

Autor: Jan-Niklas Carl

Jan-Niklas Carl ist Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH in Hamburg – spezialisiert auf die Verwaltung und wirtschaftliche Optimierung von Gewerbeimmobilien. Als geprüfter Immobilienfachwirt (IHK) und ausgebildeter Immobilienkaufmann vereint er operative Erfahrung mit strategischem Blick. Seine Expertise liegt in der strukturierten Steuerung komplexer Immobilienbestände – mit digitalen Prozessen, rechtlicher Klarheit und wirtschaftlicher Präzision. Wer Gewerbeimmobilien effizient, transparent und zukunftsorientiert verwalten will, findet in ihm einen Partner mit Weitblick und Haltung.

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