Veröffentlicht: 26/05/2025

Neue Grundsteuer Hamburg 2025: Wer jetzt mehr zahlt

Symbolbild zur Grundsteuer 2025 in Hamburg mit Karte, rotem Pfeil, Laptop, Eurozeichen und Holzhaus

Hamburg hat als einziges Bundesland ein eigenes Bewertungs­modell eingeführt. Die politische Ansage lautete: Aufkommens­neutralität – insgesamt sollte der Fiskus weder mehr noch weniger einnehmen. Die jetzt veröffentlichten (noch vorläufigen) Auswertungen der Finanzbehörde zeichnen jedoch ein differenziertes Bild:

  • knapp 50 % der Eigentümer werden entlastet,

  • knapp 50 % zahlen künftig mehr,

  • ein Drittel davon sogar über 50 % Aufschlag.

Warum trifft es manche Objekte so hart – und welche Optionen haben Sie als Vermieter oder Eigennutzer?

1 | Das Hamburger Modell in Kurzform

Komponente Bedeutung
Bodenwert Anders als im Bundesmodell werden unbebaute Grundstücke stärker gewichtet – Vorteil für hohe Bebauungs­dichte
Gebäudepauschale Einheitlicher Faktor je Wohn- bzw. Nutzfläche, Baujahr bleibt außen vor
Hebesätze Hamburg senkt den Grundsteuer-B-Hebesatz von 540 % (alt) auf 100 % (neu) – realer Hebesatz ergibt sich erst nach Multiplikation mit den neuen Messbeträgen

Folge: Stadtvillen in Bestlagen (hoher Bodenwert, wenig Fläche) trifft es stärker als dicht genutzte Mehrfamilien­häuser.

2 | Wer zahlt jetzt mehr – drei typische Fälle

Objekt Altbau-Lage Fläche Belastung alt Belastung neu* Differenz
Eigentums­wohnung Harvestehude Premium 120 m² 780 € 1 250 € +60 %
Gründerzeit-Mehrfamilien­haus Eimsbüttel gut 900 m² 5 400 € 6 100 € +13 %
Reihenhaus Rahlstedt durchschnittlich 140 m² 430 € 390 € –9 %

* Beispielrechnungen mit den vorläufigen Messzahlen 2025.

3 | Drei Hebel gegen die Mehrbelastung

3.1 Bescheid prüfen – Fehler sind häufig

  • Grundstücks­größe oder Gemeinde­schlüssel stimmen nicht? Einspruch binnen eines Monats möglich.

  • Bei gemischt genutzten Objekten lohnt es sich, Wohn- und Gewerbeanteile exakt nachzuweisen.

3.2 Härtefall­antrag stellen

Härtefallklausel (§ 33 GrStG) greift, wenn die neue Steuer „unbillig“ ist. Beispiele: Rentner-Eigentümer ohne Miet­einnahmen, Denkmalschutz mit hohen Instandhaltungs­lasten.

3.3 Betriebskosten­steuerung bei Vermietern

  • Grundsteuer ist umlagefähig (§ 2 Nr. 1 BetrKV) – aber nur, wenn sie korrekt auf die Einheiten verteilt wird.

  • Professionelles Reporting zeigt die Kosten­zunahme transparent; Index-Mietverträge sollten rechtzeitig angepasst werden.

4 | Auswirkung auf den Hamburger Mietmarkt

  • Wohnmieten: Umlage­fähige Grundsteuer entspricht ~2 % der Warmmiete. Ein Plus von 60 % kann die Kaltmiete um 1 %-Punkt erhöhen.

  • Gewerbemieten: Hier wird Grundsteuer separat weiter­berechnet – sie kann das Ergebnis eines ohnehin inflations­belasteten Index­mietvertrags weiter verschärfen.

  • Kaufpreise: Höhere laufende Kosten reduzieren Nettorenditen; in Premium­lagen könnte dies die Bewertung dämpfen.

5 | Was noch kommt

Einsprüche, Korrekturen und Härtefall­anträge laufen noch bis Ende 2025. Finanz­senator Dressel verspricht, am Ziel der Aufkommens­neutralität festzuhalten – spätestens 2026 könnte der Hebesatz erneut angepasst werden. Für Eigentümer bleibt wichtig:

  1. Bescheid und Messbetrag genau prüfen,

  2. Finanzierungsspielraum (Annuität, Rücklagen) anpassen,

  3. Mietnebenkosten sauber nachhalten, um Streit mit Mietern zu vermeiden.

Mietpreisbericht Hamburg 2024/25

Jan-Niklas Carl, Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH, vor hellem Bürohintergrund

Autor: Jan-Niklas Carl

Jan-Niklas Carl ist Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH in Hamburg – spezialisiert auf die Verwaltung und wirtschaftliche Optimierung von Gewerbeimmobilien. Als geprüfter Immobilienfachwirt (IHK) und ausgebildeter Immobilienkaufmann vereint er operative Erfahrung mit strategischem Blick. Seine Expertise liegt in der strukturierten Steuerung komplexer Immobilienbestände – mit digitalen Prozessen, rechtlicher Klarheit und wirtschaftlicher Präzision. Wer Gewerbeimmobilien effizient, transparent und zukunftsorientiert verwalten will, findet in ihm einen Partner mit Weitblick und Haltung.

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