Veröffentlicht: 09/09/2025

CAPEX in Gewerbeimmobilien: Definition, Abgrenzung, Planung

CAPEX (Capital Expenditure) sind Ausgaben für die Herstellung, Erweiterung oder wesentliche Verbesserung eines Gebäudes oder seiner technischen Anlagen. Sie verändern Substanz, Wirtschaftlichkeit oder Nutzbarkeit dauerhaft – und wirken damit direkt auf Vermietbarkeit, OPEX, Risiko und Exit.

CAPEX kurz definiert

CAPEX sind Investitionen mit Mehrjahreseffekt: Neubauanteile, Modernisierungen, Austausch von Hauptkomponenten (z. B. HLK, Aufzüge), Gebäudehülle, Brandschutzertüchtigungen, Gebäudeautomation, größere Mieterumbauten (TI), die den Wert oder die Nutzbarkeit nachhaltig steigern.

Abgrenzung zu OPEX

OPEX sind laufende Bewirtschaftungs- und Betriebsausgaben (Energie, Reinigung, Wartung, Serviceverträge). Sie halten den Betrieb am Laufen, verändern Substanz und Lebensdauer aber nicht grundlegend. Mehr zur Kostenlogik: Betriebskosten bei Gewerbeimmobilien und Betriebskostenumlage im Gewerbe

Typische CAPEX-Kategorien

  • Gebäudehülle: Fassade, Dach, Fenster – Energieeffizienz, Lebensdauer, Optik

  • Technische Gebäudeausrüstung (TGA): Heizung/Kälte/Lüftung (HLK), Elektro, Aufzüge

  • Gebäudeautomation (GA): Sensorik, Regelung, Submetering-Infrastruktur

  • Brandschutz und Sicherheit: Türen, RWA/BMA, Löschtechnik, Fluchtwege

  • Flächenanpassungen (TI): Grundrisse, Ausbauten, Akustik, Barrierefreiheit

  • ESG- und Compliance-Maßnahmen: Anforderungen aus GEG/EPBD, Energieausweis-Verbesserungen – siehe Energieausweis für Gewerbeimmobilien

Planung: Vom Status zum Investitionsplan

1) Ausgangslage erfassen

  • Technischer Zustand: Alter und Restnutzungsdauer von HLK, Aufzügen, Gebäudehülle, GA

  • Energie- und Kostenbasis: Verbräuche, Lastprofile, OPEX/m², EPC-Klasse

  • Risiken & Pflichten: Brandschutz, Betreiberpflichten, Gewährleistungsstände – dazu: Betreiberpflichten in der Gewerbeimmobilie

  • Mietverträge: TI-Regeln, Ausbau-/Rückbau, Zutrittsrechte, Umlagelogik – Orientierung: Gewerbemietvertrag-Checkliste

2) Maßnahmenkatalog entwickeln

  • Pflicht & Risiko: gesetzliche Auflagen, Sicherheit, Gewährleistungsrisiken (sofort)

  • Effizienz & Betrieb: Regelung, GA, HLK-Optimierung, LED, Submetering (kurzfristig wirksam)

  • Wert & Nutzung: HLK-Tausch, Hülle, Aufzüge, Layout-Optimierung, Barrierefreiheit (mittelfristig)

3) Business Case & Priorisierung

  • Kennzahlen: Payback, Nettonutzwert, IRR, YoC (Year-on-Cost), Einfluss auf OPEX/m²

  • Szenarien: „Do nothing“ vs. „Minimal“ vs. „Vollmodernisierung“

  • Vermietungseffekt: Marktfähigkeit, Incentives, Index-/Staffelmietlogik – Kontext: Gewerbeimmobilien vermieten und Indexmiete vs. Staffelmiete

4) Finanzierung & Umsetzung

  • TI-Modelle und Kostenverteilung: Mieterseitige Beiträge, Capex-Rückführung in der Miete

  • Ausschreibung & Vergabe: Leistungsbeschreibung, SLA, Gewährleistung, Bürgschaft

  • Abnahme & Dokumentation: Protokolle, Prüfberichte, Fotodokumentation, Revisionsunterlagen – hilfreiche Praxis: Übergabeprotokoll Gewerbe (Vorlage)

  • Nachlauf in den Betrieb: Wartungspläne, Prüfzyklen, Monitoring – unterstützt durch Technische Verwaltung und Reporting

Lebenszyklus & Capex-Pfad

Ein belastbarer Capex-Pfad denkt 5–10 Jahre voraus: Welche Hauptkomponenten erreichen ihre Lebensdauer? Welche ESG-Meilensteine stehen an? Welche Umbauten verbessern Vermietbarkeit? Struktur und Tempo erhöhen die Planungssicherheit – insbesondere bei Portfolioentscheidungen. Passende Struktur: Instandhaltungsplanung in Mixed-Use-Objekten

Häufige Fehler

  • Aufschieben bis „nichts mehr geht“: führt zu Notmaßnahmen mit schlechten Konditionen

  • Kein Datenfundament: fehlende Zählerlisten, keine Trenddaten, unklare Lastprofile

  • Unklare Governance: Zuständigkeiten, Freigaben, Schwellenwerte nicht definiert

  • Verträge ohne TI-/Datenklauseln: fehlende Umlage-/Zugriffsrechte verteuern Projekte

FAQ

Was zählt in der Praxis zu CAPEX?

Investitionen mit Mehrjahreseffekt: z. B. HLK-Austausch, Aufzugsmodernisierung, Fassade/Dach, Gebäudeautomation, Brandschutzertüchtigung, größere TI-Ausbauten.

Kann ich CAPEX auf Mieter umlegen?

Direkt als Betriebskosten in der Regel nicht. Im Gewerbe lassen sich Kosten über Mietvertragslogiken (TI-Beiträge, Mietanpassungen, Staffeln/Index) oder Modernisierungsvereinbarungen abbilden. Details regeln individuelle Verträge.

Wie priorisiere ich CAPEX sinnvoll?

Zuerst Sicherheit/Compliance, dann Effizienz (kurzer Payback), danach wertsteigernde Maßnahmen mit Vermietungseffekt. Immer den Einfluss auf OPEX und Vermietbarkeit mitbewerten.

Welche Rolle spielt das Reporting?

Es liefert Datenbasis, KPI-Vergleiche und Maßnahmen-Tracking. Ohne verlässliche Zahlen drohen Fehlentscheidungen. Mehr dazu: Reporting

Über PROREALES – Unterstützung bei CAPEX

Wir verbinden kaufmännische und technische Perspektive: Zustandsanalyse, Maßnahmenplan, Vergabe, Abnahme und Übergang in den Betrieb – mit transparentem Reporting und klaren Verantwortlichkeiten. Mehr Einblicke: Leistungen, Kaufmännische Verwaltung, Technische Verwaltung, Reporting

Autor: Jan-Niklas Carl

Jan-Niklas Carl ist Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH in Hamburg – spezialisiert auf die Verwaltung und wirtschaftliche Optimierung von Gewerbeimmobilien. Als geprüfter Immobilienfachwirt (IHK) und ausgebildeter Immobilienkaufmann vereint er operative Erfahrung mit strategischem Blick. Seine Expertise liegt in der strukturierten Steuerung komplexer Immobilienbestände – mit digitalen Prozessen, rechtlicher Klarheit und wirtschaftlicher Präzision. Wer Gewerbeimmobilien effizient, transparent und zukunftsorientiert verwalten will, findet in ihm einen Partner mit Weitblick und Haltung.

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