Veröffentlicht: 29/08/2025

Exit: So bereiten Sie Gewerbeobjekte auf den Verkauf vor

EXIT-Schild neben Schlüsseln, Haus-Icon, Datenraum-Mappe und Glas-Diagramm – Symbolbild für Exit-Vorbereitung und Due Diligence

Ein guter Exit beginnt lange vor dem Notartermin. Wer Cashflow, Unterlagen und Technik rechtzeitig in Ordnung bringt, verkauft schneller, zu besseren Konditionen – und mit weniger Preisabschlägen in der Due Diligence. Dieser Leitfaden zeigt Schritt für Schritt, wie Sie Ihr Objekt exit-ready machen: fokussiert auf NOI, OPEX/CAPEX, ESG und eine belastbare Datenlage.

Käuferprofile verstehen – und die Exit-Story zuschneiden

Nicht jeder Käufer bewertet gleich. Ihre Story muss zum Profil passen – mit klaren Kennzahlen und sauberer Dokumentation.

  • Core/Core+ (Versicherer, Fonds): stabiler NOI, lange Restlaufzeiten, geringe CAPEX, nachvollziehbare ESG-Daten.

  • Value-Add (PE, Family Offices): Potenziale (Leerstand, Re-Positionierung, Mieten), belastbare Businesspläne.

  • Eigennutzer: Lage, Nutzungspassung, Umbauflexibilität.

Kernbotschaften für das Exposé: Mietvertragsstärke, OPEX-Effizienz, geplanter CAPEX, ESG-Fitness, Vermietungspotenzial.
Vertiefung: Gewerbeimmobilien vermieten

Vendor Due Diligence (VDD): Datenraum strukturiert aufbauen

Ein sauberer Datenraum verhindert „Preis-Chips“ – und beschleunigt Entscheidungen.

Kommerziell (Cashflow & Miete)

  • Mieterliste mit Laufzeiten, Optionen, Index/Staffeln, Sicherheiten (Kaution/Bürgschaft)

  • Alle Mietverträge & Nachträge, Übergabeprotokolle

  • Rückstandsübersicht, Mahnstatus, Ausfallhistorie

  • Nebenkosten: Budgets, letzte 2–3 Abrechnungen, Verteilungsschlüssel, Beleglisten

  • Flächentabellen (vermietbar/brutto), aktuelles Aufmaß & Pläne

Hilfreich: Gewerbemietvertrag-Checkliste · Übergabeprotokoll-Vorlage · Betriebskosten im Gewerbe

Technisch (Betrieb & Substanz)

  • Wartungs-/Prüfprotokolle (Aufzug, HLK, BMA/RWA, Türen)

  • Mängel-/Maßnahmenliste inkl. Status, Gewährleistungsfristen

  • Instandhaltungs- & CAPEX-Plan (3–5 Jahre)

  • Energiekennzahlen, Energieausweis, Zähler/Submetering
    Weiterlesen: Betreiberpflichten/Brandschutz · CAPEX · OPEX

Rechtlich (Rechte & Risiken)

  • Grundbuch, Baulasten, Erbbaurecht (falls relevant), behördliche Auflagen

  • Genehmigungen, Nutzungsänderungen, Teilungserklärungen

  • Versicherungen (Police/Schäden), Dienstleistungsverträge

  • Steuerrelevantes je Transaktionsform
    Vertiefung: Steuern beim Verkauf von Gewerbeimmobilien

Cashflow stabilisieren: Leerstand, Mieten, Nebenkosten

Der NOI ist der zentrale Werttreiber. Glätten Sie ihn vor der Vermarktung.

  • Leerstand reduzieren: Vermietungskampagne, temporäre Pop-up-Nutzung, Teilflächen prüfen.

  • Mietanpassungen: Index korrekt ziehen, Staffeln verifizieren, Optionen rechtzeitig besprechen.

  • Sicherheiten aktualisieren: fehlende Bürgschaften/Kautionen nachziehen.

  • Nebenkosten marktfähig machen: Budget schärfen, Transparenz schaffen, Vorauszahlungen anpassen.
    Praxis: Mietausfall vermeiden · Gewerbeimmobilien vermieten · Betriebskosten im Gewerbe

OPEX & CAPEX: Kosten sichtbar steuern

Käufer preisen laufende OPEX und künftige CAPEX ein. Ihre Aufgabe: Planbarkeit herstellen und Effekte belegen.

  • OPEX-Quick-Wins: Energieeinkauf prüfen, LED/Regelung, Wartungsverträge bündeln, Reinigung/Landschaftspflege ausschreiben.

  • CAPEX-Plan: Priorisieren nach Sicherheit/Compliance → Vermietungswirkung → Effizienz; Kennzahlen (YoC/Payback) pro Maßnahme.

  • Dokumentation: Was bereits umgesetzt? Welche Wirkung (z. B. –18 % Energie)? → ins Exposé.

ESG & Energie: Pflichten erfüllen, Vorteile nutzen

ESG-Daten sind Standard in der Prüfung – fehlende Nachweise kosten Geld.

  • Energieausweis aktuell & vollständig? → Pflicht bei Vermietung/Verkauf.

  • Zähler/Submetering nachvollziehbar; Verbräuche pro Einheit verfügbar?

  • ESG-Maßnahmen (LED, Gebäudeautomation, HLK-Tausch) mit Effekten dokumentieren.

  • Brandschutz/Betreiberpflichten geordnet (Protokolle, Pläne, Unterweisungen).

Hintergrund:  Energieausweis für Gewerbe · Betreiberpflichten

Recht & Steuern: Stolpersteine früh entschärfen

Klären Sie vor dem Marktstart, was später sonst bremst.

  • Nachträge & Schriftform: Laufzeit, Flächen, Miete – lückenlos?

  • Sondernutzungen/Genehmigungen: baurechtlich sauber?

  • Struktur: Asset- vs. Share-Deal, GrESt, USt-Option, AfA-Historie – mit Steuerberatung planen.

Weiterlesen: Steuern beim Verkauf · Basisleitfaden: Gewerbeimmobilie verkaufen

Vermarktung & Makler: Qualität schlägt Reichweite

Das wie der Vermarktung prägt den Kaufpreis – und die Geschwindigkeit.

  • Exposé mit Substanz: Lage, Objekt, Mietübersicht, OPEX, CAPEX-Historie, ESG-Story.

  • Prozesswahl: Bieterverfahren vs. Off-Market – je Objektprofil.

  • Maklerwahl: Gewerbespezialist, klare Strategie, Reporting, Interessenten-Qualifizierung. Hilfreich: Maklerprovision bei Gewerbeimmobilien

180-Tage-Plan bis zum Marktstart

Tag 1–30
Quick-Check Objekt & Unterlagen, Datenraum-Struktur, Mängelliste, Energieausweis prüfen, „Must-do“-CAPEX definieren.

Tag 31–90
Mieterthemen (Index, Optionen, Sicherheiten) bereinigen, OPEX-Quick-Wins umsetzen, Wartungs-/Prüfprotokolle vervollständigen, ESG-Daten sammeln, Fotos/Pläne aktualisieren.

Tag 91–150
Leicht umsetzbare CAPEX (LED/Regelung), kleinere Instandsetzungen, Datenraum füllen, Exposé vorbereiten, Makler briefen.

Tag 151–180
Datenraum finalisieren, Q&A-Setup, Vermarktungsstart, Bieterprozess strukturieren.

Häufige Preisabschläge – und wie Sie sie vermeiden

  • Unklare Flächen/Schriftform → vorab aufmessen, Nachträge ordnen.

  • OPEX-Sprünge → Budgets erklären, Verträge zeigen, Maßnahmen anstoßen.

  • Fehlende ESG-/Brandschutznachweise → Dokumente sammeln, Lücken schließen.

  • CAPEX-Stau → Plan vorlegen, Kosten & Effekte beziffern; ggf. preisdämpfende Maßnahmen vorziehen.

  • Mietausfallrisiko → Sicherheiten aktualisieren, Mahnstatus bereinigen. Mehr zum Risiko: Mietausfall vermeiden

Checkliste: Exit-ready?

  • Datenraum strukturiert (Miete, Technik, Recht, ESG)?

  • Energieausweis/Zählerstruktur aktuell & prüffähig?

  • OPEX marktfähig; Budgets & Abrechnungen transparent?

  • CAPEX-Historie + 3–5-Jahres-Plan mit Kennzahlen?

  • Mietvertrags- und Schriftformthemen geheilt?

  • Brandschutz/Betreiberpflichten dokumentiert?

  • Exposé inhaltlich stark, Zielkäufer definiert?

FAQ: Gewerbeobjekt-Verkauf vorbereiten

Wie früh sollte ich mit der Exit-Vorbereitung starten?

Ideal 6–12 Monate vor Marktstart. So bleibt Zeit für OPEX-Quick-Wins, CAPEX-Maßnahmen und das Schließen von Doku-Lücken.

Brauche ich als Verkäufer eine Vendor Due Diligence?

Ja, wenn Sie Tempo und Preis-sicherheit wollen. Ein strukturierter Datenraum reduziert Rückfragen und verhindert Preisabschläge.

Was sind die drei größten Werthebel?

NOI-Stabilität, OPEX-Transparenz und eine saubere ESG-/Technik-Dokumentation. Sie verkürzen Prüfungen und stärken Verhandlungspositionen.

Welche CAPEX lohnen „kurz vor Exit“?

Maßnahmen mit hoher Sichtbarkeit und kurzem Payback (z. B. LED/Regelung). Größere Eingriffe nur, wenn sie Vermietbarkeit oder Kaufpreisfantasie deutlich heben.

Wie belege ich meine ESG-Story?

Mit Energiekennzahlen (vor/nach Maßnahme), Energieausweis, Zähler-/Submetering-Daten und Nachweisen aus Wartung/Unterweisung/Brandschutz.

Asset-Deal oder Share-Deal – was ist besser?

Kommt auf Objekt, Steuer-/Strukturziele und Käufer an. Frühzeitig mit Steuerberatung klären.
Weiterlesen: Steuern beim Verkauf

Fazit & Next Steps

Ein starker Exit ist planbar: sauberer Datenraum, stabiler NOI, klare OPEX/CAPEX-Perspektiven und eine ESG-fähige Story. Genau dabei unterstützen wir Eigentümer bundesweit – digital verwaltet, persönlich betreut.

Weiterführend:
Für Eigentümer & Investoren · Kaufmännische Verwaltung · Technische Verwaltung · Reporting · Gewerbeimmobilie verkaufen – Leitfaden

Jan-Niklas Carl, Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH, vor hellem Bürohintergrund

Autor: Jan-Niklas Carl

Jan-Niklas Carl ist Geschäftsführer der PROREALES Management GmbH in Hamburg – spezialisiert auf die Verwaltung und wirtschaftliche Optimierung von Gewerbeimmobilien. Als geprüfter Immobilienfachwirt (IHK) und ausgebildeter Immobilienkaufmann vereint er operative Erfahrung mit strategischem Blick. Seine Expertise liegt in der strukturierten Steuerung komplexer Immobilienbestände – mit digitalen Prozessen, rechtlicher Klarheit und wirtschaftlicher Präzision. Wer Gewerbeimmobilien effizient, transparent und zukunftsorientiert verwalten will, findet in ihm einen Partner mit Weitblick und Haltung.

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